„Rich Communication Services“ (RCS) birgt enormes Potenzial für Business-Messaging und steht jetzt auch im DACH-Raum in den Startlöchern.

Ein Gastbeitrag von Christian Waldheim, CEO von websms

Die Komplexität der Auswahl eines passenden Nachrichtenkanals könnte mit dem neuen „Rich Communication Services“ (RCS) Standard schon sehr bald der Vergangenheit angehören. Als „SMS auf Steroiden“ ist der neue Channel ein wahrer All-Rounder auf dem Messaging-Spielfeld und kann nicht nur die SMS ersetzen, sondern auch E-Mails und Apps. Woher die neue Technologie kommt, wo die Chancen und Vorteile des globalen RCS-Standards besonders im Business-Messaging liegen und an welchen Variablen dessen Erfolg hängt, erklärt Christian hier kurz und bündig.

Die RCS-Technologie wurde vom „Network 2020“-Programm des Industrieverbandes der internationalen Mobilfunkanbieter (GSMA) entwickelt. Ziel der weltweit über 750 Provider und 400 Unternehmen war es, neben der SMS einen neuen Standard zu schaffen, der app-unabhängig ist und dennoch mit den gleichen multimedialen und dialogorientierten Anwendungsvorteilen punktet, wie WhatsApp und Co. Größter Treiber des Vorhabens ist heute Google, der die Technologie über seine Android-Betriebssysteme bereits in über eine Milliarde Smartphones gebracht hat. Und damit in die vorinstallierte Inbox, wo auch alle SMS ankommen. iPhone Nutzer kennen das bereits von iMessage.

Einer für alle(s)

Noch müssen Unternehmen nach Anwendungsfall entscheiden, welchen Nachrichtenkanal sie für ihre Marketing- und Kundenkommunikation verwenden wollen. Wirft man einen Blick auf deren flächendeckende Verfügbarkeit, Öffnungsraten bis zu 98 Prozent und Call-to-Actions von circa 30 Prozent, so wäre die SMS die logische erste Wahl. Nachteil daran ist, dass via SMS ausschließlich Textbotschaften inkl. Links verschickt werden können. WhatsApp punktet hier mit guter Reichweite und lässt zudem den Versand multimedialer Inhalte zu. Entscheidender Haken dabei: Strenge Regulierungen verbieten es, via WhatsApp Kampagnen an einen großen Adressatenkreis zu verschicken. Darüber hinaus müssen neue Templates vor dem Versenden von Facebook extra abgesegnet werden, was wiederum Zeit kostet und die Flexibilität einschränkt. Und die Zielgruppe muss die App installieren.

RCS verbindet nun erstmals die relevantesten Vorteile von SMS, E-Mail, Apps und app-basierten Messengern und ermöglicht noch effektivere Kundenaktivierung- und bindung. Sie läuft ähnlich, wie die SMS, über die sichere europäische Infrastruktur der Netzanbieter und kann dennoch 1:1 Chats, Fotos, Videos oder sogar interaktive Elemente wie Reservierungen oder Zahlungsoptionen, verschicken. Auch Gruppen-Chats, live Videokommunikation sowie Standortübertragungen sind über den neuen Nachrichtenkanal problemlos möglich. Besonders angenehm ist, dass Benutzer nicht extra eine App installieren müssen, da die Technologie bereits beim Kauf des Android-Smartphones vorinstalliert ist. Sollte ein Gerät nicht über die Technologie verfügen (da es ein anderes oder veraltetes Betriebssystem hat), so wird die Nachricht automatisch zur SMS beziehungsweise MMS umgewandelt und kommt damit trotzdem an. Diese Fähigkeiten lassen in Summe das enorme Potenzial von RCS als hocheffizienten Verkaufs- und Kommunikationskanal erahnen.

Erfolgsvariablen für RCS

Doch womit steht und fällt nun der Erfolg von RCS, wenn die Fähigkeiten eine so klare, positive Sprache sprechen? Als größter Entwickler treibt Google die Verbreitung der Technologie über sein Android Betriebssystem voran, welches global einen Marktanteil von zirka 75 Prozent hat. Im Vergleich dazu ist der Anteil von Apples iOS im Jahr 2019 auf unter 23 Prozent zurückgegangen. Derzeit noch als klare Konkurrenz von Apple Business Chat (iMessage für Endkunden) eingestuft, bleibt unklar, wie Apple bei wachsendem Erfolg auf RCS reagieren wird und ob diese vielleicht in Zukunft auf dem iPhone funktionieren wird. Grundsätzlich sind RCS und Apple Business Chat in Punkto Features und Setup sehr ähnlich. Ende 2020 werden nach Schätzungen der GSMA 505 Mio. monatliche aktive User bei ungefähr 136 Telekom Netzbetreibern in über 60 Ländern erreichbar sein. In Deutschland wird RCS bereits flächendeckend in 2020 verfügbar sein und der Roll-Out läuft mit Telefonica, Telekom und Vodafone nach Plan. In Österreich und der Schweiz gibt es leider noch keine konkreten Pläne, aber das könnte sich bald ändern.

Grafik: Entwicklung User nach Betriebssystem
Darstellung von websms, 2020

Rolle der Netzbetreiber und Aggregatoren wie websms

Bei der Verfügbarkeit spielen Netzanbieter und sogenannte Aggregatoren wie websms, die zweite entscheidende Rolle. Da RCS auf der sicheren Infrastruktur der Provider aufbaut, müssen sich diese bewusst für die Integration der Technologie in ihr Netz entscheiden. Während das in den USA und aktuell in Deutschland bereits einwandfrei funktioniert, hinken andere Länder noch hinterher. Google bietet deswegen auch eine Lösung Namens Google Guest Cloud (Jibe) an, mit der Netzbetreiber keine eigene Infrastruktur aufbauen und betreiben müssen. Aggregatoren verbinden am Ende jedoch immer Business Kunden mit allen RCS Netzen, um alle Endkunden zu erreichen. Zusätzlich werden Messaging Features, SLAs und Verbindungsoptionen wie API, WebApp oder PlugIns, je nach Anwendungsfall, bereitgestellt.

Rolle des RCS Aggregators
Darstellung von websms, 2020

Ein Kritikpunkt, der im Zusammenhang mit RCS genannt wird, ist die noch fehlende Ende-zu-Ende Verschlüsselung. Der eigentliche Übertragungskanal ist natürlich nach allen Standards verschlüsselt und sehr sicher. Trotz des ohnehin schon sehr hohen Sicherheitsstandards der europäischen Netzanbieter soll Google aktuell daran arbeiten, so eine Ende-zu-Ende Verschlüsselung ins System zu integrieren. Ein Feature, das im Versand privater und sensibler Inhalte mit Sicherheit relevant, jedoch im Werbe- und Marketingbereich nur von geringer Bedeutung ist.

RCS bietet somit in Punkto Reichweite, Öffnungsrate und native Einbettung in den „SMS Messenger“ alle Vorteile der SMS, ergänzt um alle Multimedia-, und Chat-Features von bekannten Messengern. Zusätzlich kommt Payment via GooglePay als die nächste Disruption hinzu. Werbeformate wie Karusselle und Multimedia Cards bieten in Kombination mit Angeboten komplett neue Chancen für Marketer. Damit ist RCS für die Anwendungsfälle Push Werbung, CRM und 1:1 Kundenservice prädestiniert. Und der Endkunde muss nicht mehr zwischen Apps, E-Mails und Websites herumspringen.

Wie findest Du die neuen Chancen und Möglichkeiten von RCS?
Und wie siehst Du den Wettstreit mit WhatsApp, ist RCS ein ernster Konkurrent?


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